Barfuß am Seedamm
Natur pur!
Sandkörner auf der Sohle und zwischen den Zehen lassen mich so richtig entspannen und geben mir das Gefühl von Freiheit. Ein Sandpfad parallel zum Neusiedler See Richtung Podersdorf schenkt mir dieses Glück.
Sebastian Seiser
Ich bin seit 2015 als Nationalpark-Ranger im Seewinkel unterwegs. Mir liegt die Natur als Ganzes am Herzen und daher ist die Naturpädagogik in den letzten Jahren zunehmend in den Mittelpunkt meines Lebens gerückt. Neben der Weitergabe meines Wissens ist mir dabei ein zentrales Anliegen, mehr Bewusstsein für die uns umgebende Natur zu wecken. Die Arbeit mit Schulklassen macht mir besonders viel Spaß und ich versuche, stets neue und kreative Wege der Naturvermittlung zu finden.
Sebastian Seiser
Ich bin seit 2015 als Nationalpark-Ranger im Seewinkel unterwegs. Mir liegt die Natur als Ganzes am Herzen und daher ist die Naturpädagogik in den letzten Jahren zunehmend in den Mittelpunkt meines Lebens gerückt. Neben der Weitergabe meines Wissens ist mir dabei ein zentrales Anliegen, mehr Bewusstsein für die uns umgebende Natur zu wecken. Die Arbeit mit Schulklassen macht mir besonders viel Spaß und ich versuche, stets neue und kreative Wege der Naturvermittlung zu finden.
Ein Sandstrand mitten in Österreich
Hinter der Biologischen Station in Illmitz liegt der Seedamm. Hier beginnt meine Freiheit, das Gefühl hautnah mit der Natur verbunden zu sein.
Ich ziehe meine Schuhe aus und beginne den Weg entlang zu spazieren. Keine Straßen, keine Häuser und meist nur sehr wenige Menschen, die einem hier begegnen. Natur pur. Vorbei am Albersee, ein paar hundert Meter links von mir – versteckt hinter dem Schilf – befindet sich der Neusiedler See. Davor eine riesige Weidefläche, die sich einige Kilometer Richtung Podersdorf zieht. Manchmal sieht man Angus Rinder grasen, die Hirten liegen in einiger Entfernung im dürftigen Schatten, den sie hier finden können. Links und rechts des sandigen Dammweges gibt es viele «Spezialisten», die an diesen besonders trockenen und heißen Lebensraum angepasst sind. Meistens unauffällige Pflanzen, deren Vielfalt und Schönheit man oft erst auf den zweiten Blick entdeckt. Wie der Sand-Schachtelhalm oder der Sand-Wegerich.
Ich nehme mir Zeit, um zu beobachten und freue mich, wenn ich gut getarnte Bewohner dieses Lebensraumes entdecke. Etwa die blauflügelige Ödlandschrecke mit ihrer graubraun memorierten Zeichnung, die fast nicht zu erkennen ist, wenn sie stillsitzt. Sticht sie mir dennoch ins Auge, warte ich geduldig, bis sie davonhüpft und ihre wunderschönen knallig blauen Flügel zeigt. Ein kurzer aber beeindruckender Anblick.
Noch ein anderes Tier fühlt sich hier in diesen lockeren Böden besonders wohl: der Ameisenlöwe. Er ist die Larve des Insekts Ameisenjungfer. Bei meinen bloßfüßigen Spaziergängen am Seedamm halte ich immer Ausschau nach seinen Trichtern im offenen Sandboden. Ich bin immer wieder überrascht, wie viele ich finde. Manchmal erlaube ich mir bei einem Ameisenlöwen «anzuklopfen»: Ich nehme einen Grashalm und streiche ganz vorsichtig am Rand des Trichters entlang, sodass ein paar Sandkörner hineinfallen. Ich versuche damit, ein kleines Insekt zu imitieren. Fällt der Ameisenlöwe darauf herein, wirft er Sand nach oben um eine kleine Lawine auszulösen, die seine vermeintliche Beute zur Trichtermitte rutschen lassen soll. Viele Ameisenlöwen lassen sich aber nicht täuschen, sie erkennen den Unterschied. Vielleicht sind sie aber einfach nur satt. Ich freue mich auf alle Fälle jedes Mal wie verrückt, wenn es dennoch klappt und so ein kleiner «Sandspucker»nach oben kommt.
Immer wieder richte ich meinen Blick vom Boden weg zur Landschaft. Ich genieße diese steppenähnliche Aussicht, während meine Schritte mich weiter bis ans südliche Ende der Przewalski-Pferdekoppel führen. Habe ich Glück, befinden sich die Pferde gerade in meiner Nähe und nicht irgendwo anders auf ihrer vier Kilometer langen Koppel. Sie passen so gut in die Landschaft und vermitteln perfekt das Gefühl von einer wilden und weiten Steppe. Ein starkes Bild, das ich immer gerne mit nach Hause nehme. Dort, wo meine Schuhe stehen.