Forschung

Der Natur auf den Grund gehen

Neben der Durchführung eigener Projekte koordiniert die Abteilung Forschung, Monitoring & Citizen Science des Nationalparks auch externe Forschungen und unterstützt das umfassende Naturraummanagement.

 

Die Forschungsaktivitäten des Nationalparks Neusiedler See - Seewinkel sind in das Forschungsleitbild der Nationalparks Austria eingebettet. Ausführliche Informationen dazu findest du auf parcs.at

 

Der Wissenschaftliche Leiter und der Wissenschaftliche Beirat beraten den Nationalpark bei der Erstellung und Weiterentwicklung der Forschungsstrategie und bei der Festlegung von Forschungsschwerpunkten. Weiters tragen sie zur Qualitätssicherung und zur Kontaktpflege mit nationalen und internationalen Forschungseinrichtungen bei.

 

Ziel der im Nationalpark durchgeführten Monitoring-Programme ist es einerseits Entwicklungen zu dokumentieren und andererseits Managementmaßnahmen zu evaluieren. Die daraus gewonnenen Erkenntnisse dienen dazu, das Naturraummanagement den sich verändernden Rahmenbedingungen anzupassen und so ständig zu optimieren.

 

Aktuelle Forschungsprojekte

Von Schilfbewohnern über Salzlacken bis zu Spinnen: Die Bandbreite, worüber derzeit im Nationalpark geforscht wird, ist bunt und weit.

Ornithologisches Monitoring

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Langzeitdaten

Mit der Errichtung des Nationalparks im Jahr 1993 wurde die vogelkundliche Forschung auf eine langfristige Basis gestellt. In den ersten Jahren konzentrierte man sich zunächst auf Schilf bewohnende Vogelarten in der Naturzone, Erfassungen von durchziehenden Limikolen, Untersuchungen an strandbrütenden Arten sowie ein umfangreiches Projekt über Reiher und Löffler.

Im Jahr 2001 begann schließlich ein langfristig angelegtes Vogel-Monitoring, das seither ohne Unterbrechung durchgeführt wird. Die dabei gesammelten Daten gelten als Musterbeispiel für ein naturschutzfachliches Langzeit-Monitoring. Es umfasst die meisten im Nationalpark aus Naturschutzsicht relevanten Vogelarten und Vogelgruppen. Die Ergebnisse der bisherigen Untersuchungen werden zudem laufend veröffentlicht.

Im Jahr 2016 wurde eine umfangreiche Zusammenfassung der bis dahin vorliegenden Ergebnisse veröffentlicht. Genauere Informationen darüber sind auf parcs.at nachzulesen. Auch die Projektberichte der bisherigen Untersuchungsjahre sind hier zu finden.

Stelzenläufer ©NP Neusiedler See/A. Seebacher, M. Gruber

Salzlackenmonitoring

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Einzigartige Gewässer

Salzlebensräume sind einzigartige, seltene und extreme Biotope. Im Gebiet rund um den Neusiedler See, speziell im Seewinkel, erschließt sich das größte zusammenhängende Binnenland-Salzgebiet Europas. Salzablagerungen eines Urmeers, seichte „wasserdichte“ Wannen und ein von Verdunstung geprägtes Klima haben im Laufe der Zeit die Salzlacken des Seewinkels entstehen lassen.

Aufgrund des hohen Salzgehaltes und anderer ökologischer Faktoren können diese Seichtgewässer nur von hochspezialisierten Lebewesen besiedelt werden, die an diese extremen Rahmenbedingungen gut angepasst sind.

Durch zahlreiche menschliche Eingriffe in den letzten Jahrzehnten sind diese Salzlebensräume allerdings zunehmend bedroht. Deren Schutz und Erhalt sind daher über die Grenzen Österreichs hinaus von größter Bedeutung.

Im Rahmen des Salzlacken-Monitorings werden alle 14 Tage die rund 45 Salzlacken im Nationalpark untersucht und so ökologisch wertvolle Daten über diese einzigartigen Lebensräume gesammelt. Nachzulesen auf parcs.at

Neubruchlacke ©NP Neusiedler See/A. Cimadom

Beweidungsmonitoring

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Fressen als Wissenschaft

Über Jahrhunderte prägte die Viehwirtschaft das Landschaftsbild im Seewinkel. Große Flächen wurden als Hutweiden genutzt, andere Bereiche wurden gemäht, um Winterfutter für die Tiere zu haben. Die durch diese Form der Nutzung entstandene Steppenlandschaft ist nicht nur äußerst artenreich, sondern beherbergt auch eine Reihe seltener Pflanzen und Tiere.

Gemeinsam mit landwirtschaftlichen Betrieben aus der Region arbeitet der Nationalpark an der Erhaltung dieser wertvollen Lebensräume. Dafür werden unter Berücksichtigung unterschiedlicher Parameter wie Niederschlagsverhältnisse, Ausdehnung der Oberflächenwasser, Brutsaisonverläufe gefährdeter Vogelarten sowie den Standorte gefährdeter Pflanzenarten jährlich Beweidungspläne festgelegt und über den Zeitraum und die Intensität der Beweidung entschieden.

Bereits seit den 1990er Jahren wurde ein vegetationsökologisches Beweidungsmonitoring gestartet, bei dem der Effekt der Beweidung auf den verschiedenen Weideflächen untersucht wird. Die Ergebnisse daraus bilden die Grundlagen für die jährliche Anpassung der Beweidung. Wer mehr darüber erfahren will, findet die Details auf parcs.at

Beweidung Fleckvieh ©NP Neusiedler See/S. Freiler

Fischökologisches Monitoring

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Unter Wasser

Über den Zusammenhang zwischen den Fischen und den fischfressenden Vögeln im Neusiedler See Gebiet ist nicht viel bekannt. Auf Basis der fischökologischen und ornithologischen Arbeiten aus Mitte der 1990er Jahre wurde allerdings abgeschätzt, wie viel Fischbiomasse von Reihern als Nahrung genutzt wird. Seit mehr als 20 Jahren wurden zudem keine Befischungen im inneren Schilfgürtel mehr durchgeführt, wodurch sich heute zwei Hauptfragen stellen lassen:

  1. Hat sich das Nahrungsverhalten fischfressender Vögel in den letzten 20 bis 25 Jahren verändert?

  2. Welche Bedeutung hat der innere Schilfgürtel für Fische und damit für fischfressende Vögel bei niedrigem Wasserstand?

Weitere Schwerpunkte des Monitorings sind:

- Langfristige Bestandsentwicklung der Fischgemeinschaften des Neusiedler Sees
- Verteilung und Vorkommen der Fischarten im inneren Schilfgürtel
- Dokumentation von seltenen Arten wie etwa Schlammpeitzger und Karausche
- Wanderungen zwischen offenem See und Schilfgürtel bei niedrigem Wasserstand
- Zusammenhang zwischen fischfressenden Vogelarten und Fischgemeinschaften und Auswirkungen auf die Bestandsentwicklung


Mehr Informationen dazu findest du auf parcs.at

Neusiedler See im Herbst ©NP Neusiedler See/R. Kogler

Spinnen und Laufkäfer der Salzlacken

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Spezialisten im Tierreich

Die oberflächenaktiven Laufkäfern und Spinnen des Seewinkels kommen vor allem in den Steppengebieten Zentralasiens, im Mittelmeerraum und an der Schwarzmeerküste vor. Innerhalb Österreichs ist das Vorkommen dieser salzbodenbewohnenden Spezialisten praktisch auf den Seewinkel beschränkt.

Aufgrund ihrer, an bestimmte Umweltbedingungen geknüpften Ansprüche sind diese Organismengruppen als Zeiger für Standortqualität oder Habitatentwicklung besonders geeignet. Artengemeinschaften von Laufkäfern und Spinnen können so als «Messinstrumente» sowohl für den allgemeinen Biotopzustand als auch für die Wirksamkeit von Naturschutz-Interventionen dienen.

Die systematische Untersuchung von 20 Seewinkel-Lacken mit einheitlichen Methoden ermöglicht einen Überblick über den Status, die Häufigkeit und die Umweltbeziehungen der Seewinkel-Artengemeinschaften von Spinnen und Laufkäfern. Näheres dazu findest du auf parcs.at

Sandlaufkäfer ©NP Neusiedler See/A. Cimadom

Gebietsnutzung & Zugverhalten Graugans

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Quo vadis?

Das Neusiedler See Gebiet beherbergt das größte Brutvorkommen der Graugans in Österreich und ist auch eines der wichtigsten Rast- und Überwinterungsgebiet der Art im west-pannonischen Raum. Neben der Zählung der Brutbestände sollen mit diesem Projekt in Zusammenarbeit mit der Biologischen Station Illmitz und BirdLife Österreich neue Informationen über die Gebietsnutzung im Jahresverlauf und Erkenntnisse über das Zugverhalten gewonnen werden. Dazu werden Graugänse – vorzugsweise ganze Familien mit Alt- und Jungvögeln – mit Halsmanschetten markiert. Zusätzlich werden erwachsene Gänse mit Sendern ausgestattet, um ihre Wanderungen nachverfolgen zu können.

Unsere besenderten Graugänse können auch in Echtzeit über die App «Animal Tracker» (für Smartphones) verfolgt werden. Weiter Infos zum Graugans-Monitoring gibt es zudem auf movebank.org

Graugansberingung ©NP Neusiedler See/S. Freiler

Untersuchung der Dungkäferfauna

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Mondhornkäfer & Co

Dungkäfer spielen in Weideökosystemen eine enorm wichtige Rolle indem sie die Hinterlassenschaften der Weidetiere aufarbeiten. Andererseits stellen sie auch eine wichtige Nahrungsbasis für insektenfressende Tiere dar. 

Ziel der Untersuchung ist eine möglichst vollständige Erfassung des im Gebiet vorkommenden Artenspektrums. Darüber hinaus geht es um die quantitative Erhebung der Bestände und in Zukunft auch um eine Ausarbeitung von Maßnahmen zur Stärkung dieser Artengruppe.

Mehr Informationen dazu findest du auf parcs.at

Forschungsdatenbank

Gesammeltes Wissen

WissenschaftlerInnen wie auch Laien haben hier die Möglichkeit, Einblick in bisherige Projekte und Publikationen zu bekommen. Entweder, um so an Grundlagen für weiterführende Projekte zu gelangen oder auch nur interessante Einblicke in einzelne Forschungsarbeiten zu gewinnen.

FORSCHUNGS

Projekte

Die Nationalpark-Forschung ist ein zentrales Instrument, um unsere Arbeit zu planen und zu evaluieren. Der Zugang zu bereits gesammelten und verfügbaren Informationen ist dafür wesentlich.

Projekte chevron icon

FORSCHUNGS

Publikationen

Die Publikationen in unserer Forschungsdatenbank liegen zum Großteil in digitaler Form vor. Wo es rechtlich möglich ist, haben wir die entsprechenden Dateien verknüpft.

Nicht frei zugängliche Publikationen können auf Anfrage bei uns eingesehen werden.

Publikationen chevron icon

Hydrographische

Daten

Zudem sind Daten zu Grundwasser, Pegelstände Neusiedler See und Niederschlagsdaten unter dem «Wasserprotal Burgenland» verfügbar.

Wasserportal Burgenland chevron icon

Ornithologische

Literatur

Im Laufe der Jahrzehnte wurden zahlreiche Arbeiten über die Vogelwelt des Neusiedler See Gebietes verfasst. Im Zuge des EU-Förderprojektes "Vogelwarte / Madárvárta – Neusiedler See / Hanság" wurde diese manchmal schwer auffindbare Literatur zusammengetragen und soll hier der Öffentlichkeit zur Verfügung stehen.

 

Die Verwendung der Daten ist ausschließlich für den privaten Gebrauch, sowie zu Zwecken der Bildungsarbeit gestattet.

Literatur chevron icon
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Wenn die Neugier sich auf ernsthafte Dinge richtet, dann nennt man sie Wissensdrang.
Marie von Ebner-Eschenbach
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Citizen Science

Entdecke deinen Forschergeist!

Forschungsarbeit ist nicht WissenschaftlerInnen allein vorbehalten. Wir wollen auch naturinteressierte Laien und AmateuerInnen dazu motivieren, uns dabei zu unterstützen.

 

Als Nationalpark Neusiedler See - Seewinkel liegt es uns besonders am Herzen, in allen Gesellschaftsgruppen ein zeitgemäßes Naturbewusstsein zu fördern.

Unter dem Begriff «Citizen Sciene» und als Partner des Netzwerks «Österreich forscht» laden wir daher alle Interessierten dazu ein, sich aktiv in unsere Forschungsarbeit einzubringen. Wie und in welcher Form dies möglich ist, erfährst du auf citizen-science.at